Die Eltern machten uns Kindern ein großes Geschenk: Wir sind 10 Geschwister und heute im engsten Familienkreis 40 Personen. Im Rückblick erscheint die Kindheit im ländlichen Zangberg, Ortsteil Palmberg, fast wie in einem Film aus einer längst vergangenen Zeit.
Schule war Nebensache. Schnell die Hausaufgaben und dann raus – damit man ja nichts versäumte. Und doch waren wir wissbegierig und gingen sehr gerne in die Schule. Wir interessierten uns für die Themen und freuten uns auf die vielen Kinder. In der Zangberger Dorfschule hatten wir bereits die jahrgangsübergreifenden Klassen, wie sie heute neu erprobt werden. Klasse eins bis vier befanden sich in einem Klassenzimmer mit einer einzigen Lehrerin.
Der Übergang in das Gymnasium fiel mir nicht schwer. Übrigens wollten mich die Eltern zunächst nicht auf die höhere Schule schicken, denn ein Mädchen brauche doch nicht so eine lange Ausbildung. Doch ich sah nicht ein, warum mein älterer Bruder klüger sein sollte als ich und wollte unbedingt auch auf das Gymnasium. So war ich auch für meine fünf jüngeren Schwestern Vorbild. Alle besuchten eine höhere Schule. Aus unserer Familie waren in einem Schuljahr einmal sechs Kinder auf dem Ruperti-Gymnasium.
Als Zweitgeborene und älteste Tochter lernte ich früh, Verantwortung zu übernehmen. Die Mutter konnte beruhigt Einkaufen fahren, als ich neun Jahre alt war. Denn da war ich schon groß genug, die Sorge für die sechs jüngeren Geschwister eine Weile zu übernehmen. Heute bin ich dafür sehr dankbar, denn ich empfinde Verantwortung nicht als Belastung, sondern im Gegenteil als eine sehr schöne Aufgabe, mit der man zum Gelingen des Zusammenlebens beitragen kann.
Meine Großfamilie heute.